ERF 2 präsentiert Damaris Joy
Siegen, 10.03.2002 Sonntag
10.03.2002
20:00 Uhr

Siegerlandhalle

Siegen
Siegerlandhalle, Großer Saal

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Etwa 800 Besucher hatten an diesem Sonntagabend den Weg in die Siegerlandhalle gefunden. Selbst aus Aachen, Bielefeld und Darmstadt war etlichen Besuchern der Weg nicht zu weit. Eindrücke vom Konzert vermittelte Jan Vering in seiner Konzertkritik in der Westfälischen Rundschau vom
12.03.2002:

Griff in die "Klamottenkiste" -
heraus kam ausgesprochener Edelzwirn
 
Siegen (ng) Ein bisschen war's wie bei BAP oder anderen Ur-Bands mit starken regionalen Wurzeln: Als "Damaris Joy" in der Siegerlandhalle die Bühne enterte, da begrüßten die rund 800 im Publikum nicht nur irgend eine Musikgruppe, sondern ein Stückweit auch ihre eigene Jugend.

Nostalgisch ging es los: Auf einer Großleinwand links neben der Bühne flimmerten Bilder und Töne aus 27 "Damaris Joy"-Jahren in den Saal. Währenddessen hatten sich die Originale an ihren Instrumenten aufgebaut. Links und rechts außen die Brüder Hans-Martin und Karl-Friedrich (Fitti) Wahler an ihren Keyboards, in der Mitte die Brüder Helmut und Frieder Jost an E-Bass und E-Klampfe. Dann die ersten Akkorde, aufbrandender Applaus, das Publikum erkennt nach drei Takten den Klassiker: "Komm, lass uns gemeinsam lernen, was im Leben wirklich zählt." Und da ist er plötzlich wieder, der alte "Damaris"-Zauber: Vier gereifte Stimmen in "closed harmonies", perfekt aufeinander abgestimmt. Da klappert kein Konsonant nach, da gibt es keinen Millimeter Diskussionsmöglichkeit in Sachen Intonation.

"Damaris Joy", das ist zuerst und vor allem dieser Stimmklang. Oft im Vordergrund Helmut Josts druckvoll-souliges Organ. Aber auf der Bühne sind die vier "Alten" gleichberechtigt. Sie geben sich genau so, wie sie eben sind: Die Keyboard-Brüder eher etwas introvertiert, konzentriert; die Saitenmänner emotionaler, mehr in Bewegung.

Viel Interesse fand der neue Mann am Schlagzeug: Zu sehen war Sebastian Cuthbert hinter seiner großen Schießbude kaum, aber zu hören! Er setzte Thomas Adams Tradition des großen, raumfüllenden Schlagzeugspiels ohne Einschränkungen fort, technisch versiert, rockig, manchmal mit pathetischen Akzenten - wohl der perfekte Neuzugang für diese Band.

Das Konzert war einerseits "der tiefe Griff in die Klamottenkiste" (H.-M. Wahler), wobei viele Titel aus den frühen "Damaris"-Tagen durchaus keine Klamotten waren, sondern ausgesprochener Edelzwirn, der den Test der Jahrzehnte ganz gut bestanden hat. Aber dann waren da noch die neuen Songs von der frisch erschienenen CD "Limited Edition", und die machten den Abend wirklich groß. Live funktionierten die Ohrwürmer mindestens so gut wie auf dem Silberling, und die Zuhörer feierten diese Titel genauso wie die "Oldies" oder die "Unplugged Songs".

Interessant übrigens: Der Altersschnitt des Publikums dürfte ziemlich exakt dem der Band entsprochen haben: "40 plus". Die wenigen Leute unter 20, die dazwischen saßen, sahen so aus, als wollten sie mal gucken, für was sich Mama und Papa so vor einem Vierteljahrhundert interessiert haben. Aber am Ende schienen die Jungen genauso überzeugt zu sein wie die alten "Damaris"-Fans.

Jan Vering

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Siegen, 10.03.2002
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Alle Fotos: Jürgen Jacob