09.07.2003, 19:30 - 22:00 Uhr
Siegen, Marktplatz am Rathaus, Open-Air, Konzertreihe "Mittwochs in Siegen", Special guests: The DJ-Ladies (vocals)
Es waren deutlich über 2.000 Besucher, die dieses besondere Ereignis miterleben konnten: Damaris Joy bei "Mittwochs in Siegen". Eine "fromme Band" in einer säkularen Konzertreihe - kann das gut gehen? Ja, es kann, der Abend stellte es eindrucksvoll unter Beweis. Wo sonst nur Cover-Bands zu hören sind und "Hallo Siegen!" oder "Seid ihr gut drauf?", standen an diesem Abend die Songs im Mittelpunkt. Keine Anmache, kein "Ich will eure Hände sehen...!" - aber auch keine "Predigten", wie der eine oder andere Skeptiker es vielleicht erwartet hatte. Ein paar kurze Moderationen hier und da, ein paar kleine Erläuterungen - das war's in Sachen "Predigen". Die Musik der Band, die Songs standen im Vordergrund und wurden vom Publikum sehr positiv aufgenommen.
Für einen großen Teil des Publikums war es die erste konkrete Begegnung mit Damaris Joy. Entweder war man "damals" zu jung (das waren die wenigsten), oder man gehörte nicht zu den DJ-Konzertgängern (das waren die meisten). Trotzdem: Gut ein Drittel des Publikums waren "Leute, die sonst nie kommen", wie einer der Veranstalter es formulierte. Das macht summa summarum 700 Leute, die mit DJ schon länger was anfangen können. Kein schlechter Schnitt für Siegen!
Das besondere Highlight des Abends war zweifelsohne der Auftritt der "DJ-Ladies" am Ende des zweiten Sets. Bei "Higher Love", "Ain't Nobody" und "Taking It To The Streets" brillierte die gesangserfahrene "Frauen-Power" in Gestalt von (v.l.n.r.) Ruthild Wilson, Liisa Wahler, Claudia Roth, Sabine Jost und Esther te Vaarwerk - sehr zur Freude des Publikums, das mit frenetischem Beifall seiner Anerkennung Ausdruck verlieh. Eigentlich hätten es 6 "Ladies" sein sollen, aber Danyelle van Es war terminlich leider anderweitig verpflichtet. Wenn jemand nach diesem fulminanten und mitreißenden Part ein "Abschlaffen" in der dritten und letzten Runde erwartet hatte, der musste sich angenehm überraschen lassen, denn der letzte Set stand ganz im Zeichen der Songs der CD "Limited Edition". Überaus "fett" wurden die neuen Songs präsentiert, sehr zur Freude auch der alten DJ-Fans ("ganz wie früher"...). Sogar jüngere Leute zeigten sich sehr angetan von der Musikalität und Authentizität der Songs.
Und wer ganz genau hingehört hat, der wird vielleicht mit Erstaunen gemerkt haben, dass DJ an diesem Abend mit Traditionen gebrochen hat und sich auf musikalisches Neuland gewagt hat, denn die - auf CDs heutzutage selbstverständlichen - "Loops" waren bei drei Songs auch live im Einsatz, d.h. sie wurden dem Drum-Sound testweise dezent zugemischt. Zum Verständnis: "Loops" sind musikalische Elemente meist perkussiver Art, die zur Unterstützung der rhythmischen Struktur eines Songs eingesetzt werden. "Loops" sollte man nicht verwechseln mit Dingen wie "Voll- oder Halb-Playback", die heutzutage in vielen Konzerten eingesetzt werden und dem Publikum letztlich ein authentisches Konzerterlebnis verwehren. Wenn man so will, dann stand quasi ein unsichtbarer Musiker mit auf der Bühne und sorgte für die "perkussive Abteilung" im Hintergrund. Das Ergebnis war verblüffend: Der Groove der Songs kam überzeugend rüber, Live-Sound und CD-Sound näherten sich hörbar an. Der Test wird Folgen haben - das Ergebnis macht Geschmack auf mehr!
Das Publikum hat also in der Tat einen außergewöhnlichen und bemerkenswerten Abend miterleben können. Und es gab noch mehr Besonderheiten: Gleich zwei Songs ("A Willing Heart" und "Who Is") wurden in neuen und zeitgemäßen Arrangements präsentiert und mit "Longing For Your Love" wurde ein Songs gespielt, der - zusammen mit "Summer Rain" den Wendepunkt markiert von "DJ = Band aus der Konserve" zu "DJ = lebendige, neu aktive Band". Dass der Song "Higher Love" von Helmut Jost's zweiter Solo-CD "Mysteries" sinngemäß eine Brücke darstellte über die Jahre der DJ-Pause von 1989 bis 2000 und dass "Taking It To The Streets" sowohl eine Homage an eines der musikalischen DJ-Vorbilder war, als auch eine programmatische Aussage über das, was DJ mit dem Konzert bei "Mittwochs in Siegen" kommunizieren wollte, das wird gewiss von dem einen oder anderen aufmerksamen Beobachter verstanden worden sein.
Als um Punkt 22:00 Uhr (präzise den Wünschen des Ordnungsamts und den Ziffern der Uhr an der benachbarten Nikolaikirche Folge leistend...) der letzte Ton erklang, blieben noch viele Besucher lange auf dem Marktplatz zurück und erfreuten sich der schönen Sommernacht und der Getränke- und Verpflegungsstände. Ein schöner Ausklang für einen ebenso schönen Konzertabend!
Die Presse berichtete (kurz und bündig, aber jeweils mit Foto...):
Westfälische Rundschau, 11.07.2003
Noch grooviger und souliger – Gospel-Rock Band Damaris Joy packte die Hörer mit ihrem Sound
Noch grooviger und souliger präsentierten sich "Damaris Joy" bei ihrem Konzert am vergangenen Mittwochabend am Kornmarkt. "Dieser Abend wird einfach geil – tolles Wetter, viele Leute, gute Stimmung", freute sich Damaris-Joy-Sänger Helmut Jost vor Konzertbeginn. Die Gospel-Rock-Band begeisterte die Besucher auf dem vollen Kornmarkt mit ihren Songs über "persönliche Erlebnisse, Alltag und Christsein", wie Sänger Helmut Jost erklärt. Handwerklich mehr als gut, verstehen sie es auch fast 30 Jahre nach der Band-Gründung, ihre Hörer zu packen. Dass sie dabei noch erstaunlich frisch wirken, wundert nicht – haben sie doch erst kürzlich, 15 Jahre nach Auflösung der Band, ein neues Album aufgenommen. Auch auf ihre reichhaltigen Erfahrungen mit Live-Auftritten können sie zählen: Von 1975 bis 1988 gaben sie immerhin an die 1000 Konzerte in halb Europa. Helmut Josts Vorhersage erfüllte sich tatsächlich: Das gut gelaunte Publikum feierte Damaris Joy am Kornmarkt wie in alten Zeiten.
Siegener Zeitung, 11.07.2003
Damaris Joy gestalteten das jüngste "Mittwochs in Siegen"-Event mit geradlinigem Rock – und unterhielten ihr Publikum in der proppenvollen Oberstadt damit richtig gut. An diesem lauen Sommerabend hätte die Stimmung rund um den Marktplatz kaum besser sein können. Dieses Konzept der City-Belebung geht jedenfalls auf. Mehr davon!
