Siegener Zeitung, 21.07.2005

"Die 30 erreicht, aber nicht vollendet" - Fünf Jahre nach der Reunion: Christliche Siegener Rockband Damaris Joy erneut aufgelöst

Damaris Joy, Urgestein der christlichen Musikszene (nicht nur) des Siegerlandes, ist Geschichte - bereits zum zweiten Mal. 1975 gegründet, 1989 aufgelöst, nach elf Jahren im Jahr 2000 erneut gestartet, und nun das zweite Aus. So liest es sich in Stichworten: "Wir haben die 30 erreicht, aber nicht vollendet", sagt Hans-Martin Wahler, von Anfang an einer der treibenden Kräfte bei "DJ".

Auf der Homepage www.damarisjoy.de liest sich die Mitteilung an die Fans kurz, knapp und sachlich: "Eigentlich wäre '30 Jahre Damaris Joy' ein Grund zum Feiern gewesen, aber wir bedauern mitteilen zu müssen, dass sich die Band am 14. Juli 2005 offiziell aufgelöst hat. Die Konzerte in Doorn (NL), Aeschi (CH), Böblingen, Driedorf, Siegen und Haiger werden nicht mehr stattfinden. Die WebSite bleibt für ein paar Tage wegen Überarbeitung geschlossen."

Knallharte "DJ"-Fans wird diese Darstellung freilich nicht befriedigen. Was steckt hinter der neuerlichen Auflösung, fragte die Siegener Zeitung. "Hardy" Wahler; "Frieder (Jost) Anm. d. Verf.) wollte nicht mehr." Die Band habe ihren Gitarristen noch gebeten, die gebuchten Gigs bis zum November mit durchzuziehen. Dazu sei Jost allerdings nicht mehr bereit gewesen. Wahler: "Wir hatten dann keine Zeit mehr, noch irgendwas zu ändern. Wir haben uns gefragt: 'Wer könnte den ersetzten'? Frieder spielt toll Gitarre, ist ein guter Sänger, hat auch Lieder geschrieben... Es gab einfach keine Alternative."

Die Gründe für das neuerliche Aus seien überwiegend "musikalischer" Art, so Wahler. Problematisch sei etwa die Frage der Positionierung gewesen, also danach, in welche Richtung sich die Band entwickeln könne bzw. schon nach der Reunion hätte entwickeln sollen. Die Gruppe habe in den letzten fünf Jahren keine Lösung dafür gefunden, in angemessener Weise der eigenen Vergangenheit zu begegnen. "Uns hat mal ein Veranstalter gefragt: 'Wollt Ihr eine alte Band bleiben oder wollt Ihr was Neues machen?'" Zwar habe es auch neue Songs gegeben (z.B. die Studio-CD von 2002), aber, mutmaßt der Sänger und Keyboarder, vielleicht hätte der Anteil an aktuellem Material doch höher sein sollen. Fragen, die sicherlich auch in Zusammenhang stehen mit Nachfrage nach der Band, Gig-Anzahl, Zuschauerzahlen etc.

Letzteres war auch für Frieder Jost selbst ein Punkt für seinen Ausstieg. "Wir hatten im Verlauf der letzten fünf Jahre eine Platte aufgenommen, die auch gut angekommen ist, und den Plan gefasst, wieder Konzerte zu spielen, so etwa 10 bis 15 im Jahr. Tatsächlich haben wir aber in den fünf Jahren nur ungefähr acht Konzerte gespielt. Das Interesse der Veranstalter ist also entsprechend einzustufen." Jost weiter: "Wenn sich die Anfragen seitens der Veranstalter so in Grenzen halten, muss man wohl irgendwann sagen: Alles Ding hat seine Zeit." Außerdem habe Damaris Joy in früheren Zeiten, also in den 70ern und 80ern, durch die immens vielen Live-Koonzerte einen hohen Grad an Qualität und "Eingespieltheit" erlangt - was logischerweise bei einer Band, die nur selten auftritt, kaum der Fall sein kann. Das Fazit Josts: Bevor man eine Combo mit einem guten Namen wie Damaris Joy anpreist wie das sprichwörtliche "sauer' Bier", zieht man nötigenfalls auch mal eine unbequeme Konsequenz.

Die noch ausstehenden sechs Konzerte, unter anderem in Siegen und Haiger, wurden laut Hans-Martin Wahler ersatzlos abgesagt. Auch ein Abschiedskonzert werden die Die-Hard-Fans von Damaris Joy wohl vergebens warten müssen.

Alexander Weiß



(Anmerkung von Hans-Martin Wahler:)

So weit die Presse. Der (Kultur-)Redakteur ist übrigens ein Insider der Szene, was man der detailreichen Darstellung unschwer entnehmen kann. Eine kleine Korrektur wäre der Vollständigkeit halber angebracht: Es waren 17 Konzerte in fünf Jahren - sechs weitere mussten abgesagt werden, macht zusammen 23 Konzerte. Rein rechnerisch ist das ein Schnitt von knapp 5 pro Jahr…