Gruppe HeartSong

Worship-Outreach - Ein persönlicher Bericht von Hartmut Nitsch

Bei uns wurde viel gesungen und musiziert. 7 Kinder, Vater, Mutter und Opa erfüllten unser Haus mit den unterschiedlichsten Klängen. Aus fast jedem Zimmer war ein anderes Instrument zu hören. Mein Bruder Johannes und ich teilten uns ein Zimmer. Das Klavier diente als Raumteiler - auf der Rückseite befand sich mein Bett. Er übte zum hundertsten Mal einen Fingerlauf, ich machte mein Mittagschläfchen - kein Problem. Musik war eben ein Teil unseres Lebens.

Ich war der Jüngste und ein Nachzügler in Sachen Musik. Mit Geige fing ich an, dann mit Klavier, mit Trompete, und hielt nie lange durch. Dann endlich entdeckte ich die Gitarre. Ich verliebte mich in sie und wir "heirateten". Bis heute sind wir unzertrennliche Freunde. Nach der Schule verbrachte ich stundenlang mit meiner neu gewonnenen "Partnerin" auf der Bettkante und übte wie ein Verrückter.

Mein erstes, großes Ziel war es, im Jugendkreis unserer Evangelischen Freikirche mitspielen zu dürfen. Bald hatte ich mein Ziel erreicht. Bald fasste ich ein neues Ziel ins Auge und machte mit 15 den nächsten Sprung: Als Gitarrist durfte ich im übergemeindlichen Jugendchor "Christus-Sänger" mitspielen. Wahnsinn! Und dann Manfred Siebald! Er hatte es mir angetan. Ich vergötterte ihn und wurde sein Jünger, textete und sang, was das Zeug hielt. Es folgten 2 eigene LPs, die Mitwirkung im "Neukirchener Team“ und in der Gospelgruppe "Aufwind“, hauptberuflicher Musikreferent und Anbetungsleiter in einer Evangelischen Freikirche West-Berlins...

Bald war ich – noch als Teenager - immer häufiger auch allein unterwegs, um als evangelistischer Interpret christliche Veranstaltungen zu umrahmen oder Konzerte zu geben. Der Teenager-Bonus und der Vorteil, zur ersten Generation moderner christlicher Musik in Deutschland zu gehören, öffneten mir die Türen. Mein Studium als Sozialpädagoge lief später nebenbei.

Das bisschen Erfolg stieg mir zu Kopf, gleichzeitig wurde ich immer unzufriedener. Mitten in das immer größer werdende Loch meiner Seele ereilte mich eine Nachricht, die mich aufhorchen ließ: Es gibt im christlichen Leben mehr als die Anfangs-Erfahrung der Bekehrung und Wiedergeburt, mit dem anschließenden Bemühen, ein immer besserer Christ zu werden. Mit 6 Jahren hatte ich bereits eine bewusste Lebensübergabe an Jesus vollzogen. Seit einigen Jahren nun ereignete sich kaum noch etwas Nennenswertes in meinem geistlichen Leben; ein Wachstum meines Glaubens war kaum verzeichnen. Mein Leben als Christ plätscherte vor sich hin. Enttäuschung und Langeweile machten sich breit.

Ein aufregendes Leben mit Jesus - warum hatte ich das in der Bibel bisher irgendwie überlesen, obwohl doch gerade die Apostelgeschichte und neutestamentlichen Briefe voll davon sind. Kein Wunder - ich war mit der Befürchtung aufgewachsen: Wenn man zuviel von Gott will und urchristliche Erfahrungen herbeisehnt, fängt man sich am Ende etwas Falsches ein -  vielleicht sogar einen undefinierbaren Geist "von unten". Also sollte ich nur ja die Finger davon lassen und zufrieden sein damit, errettet zu sein und am Ende - hoffentlich geheiligter als am Anfang - in den Himmel zu kommen.

Natürlich ging es vor allem auch um das gefährliche Thema "Heiliger Geist". Sollte es vielleicht doch mehr geben, mehr Kraft, mehr Freude, echte Anbetung, sogar Wunder, Heilungen, Geistesgaben? Achtung - warnte mich ein Buch: In der Wiedergeburt haben wir bereits alles, was Gott uns geben kann und will. Basta! Der Erfahrungssüchtige kann unmerklich dem Teufel auf den Leim gehen. (Sollte wohl heißen: Wer Gott um mehr Segen bittet, muss aufpassen, dass nicht der Teufel seine Gebete erhört. Also lieber nicht beten, oder nicht so unverschämt.) Irgendwie schien dieses Buch recht zu haben, denn in Jesus haben wir ja wirklich alles. Aber wenn ich mein Leben mit den Berichten im Neuen Testament verglich, kam ich wieder zu einem anderen Ergebnis.

Während eines Konzertwochenendes in Österreich war es soweit. Trotz aller Bedenken fasste ich - nach schlaflosen Nächten des Hin- und Hergrübelns - einen schicksalhaften Entschluss. In meiner Bibellese war ich auf Matthäus 7, 7 gestoßen: "Bittet, so wird euch gegeben..." Ganz vorsichtig, um auch ja keinen Fehler zu machen und mir am Ende einen Dämon einzuhandeln (davor hatte ich mächtig Angst) betete ich: "Herr, wenn ich das, worum ich dich jetzt bitten möchte, schon haben sollte, dann lass meine Bitte ungültig sein." Safety first!

Und dann bat ich "vorschriftsmäßig" - z.B. gemäß Lukas 11, 9 bis 13 - um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Typisch deutsch. "Hiermit beantrage ich gemäß § 18 SGB IX..."

Gott ließ sich nicht lumpen. Nach meiner Bekehrung und meiner ersten heimlichen Liebe (ich hatte mich mit dreizehn in ein Dorfmädchen verguckt) folgte diesem Gebet eins der tiefgreifensten Erlebnisse. Worte des Dankes, der Anbetung und der Liebe zu Gott - bis dahin für mich schwärmerisches, emotionales Getue - flossen aus meinem Mund. Zum ersten Mal spürte ich die Freiheit, meinem Herzen freien Lauf zu lassen, mich meiner Gefühle für Gott nicht schämen zu müssen.

Danach lief alles einfach nur noch wunderbar!??

So hatte ich gehofft. Aber Gott wollte mehr für mich als ein paar flüchtige Heilig-Geist-Erfahrungen. Sein Ziel war eine tiefgreifende Befreiung. Es folgte eine mehrjährige, oftmals chaotische Sturm- und Drangphase mit vielen Hochs und Tiefs, beruflich, familiär, im Bereich des Anbetungsdienstes.

Heute schaue ich zurück und bin dankbar - auch für die vielen schmerzlichen Entwicklungen. Etwas Neues hat längst begonnen, in meiner Ehe, meiner Familie, meiner beruflichen Entwicklung. Nicht zuletzt aber im Bereich Anbetung und Musik haben sich neue Türen aufgetan.

Da gibt es z.B. meine Heimatgemeinde Calvary Chapel Siegen, in der ich eine unaufdringliche, effektive Art guter Anbetungsleitung kennen und praktizieren lernte. Dann entwickelte sich HeartSong, eine Anbetungsband mit 6 Sängern und 3 Instrumenten. Gemeinsam hatten wir den Wunsch, Gott anzubeten und andere in diese Anbetung mit hinein zu nehmen. Mit der Gruppe wuchs eine Vision. Unter dem Motto "Worship-Outreach" wollen wir andere Gruppen und Gemeinden in ihrem Wunsch nach einer tieferen Herzensanbetung unterstützen. Wir möchten jeden möglichst dort abholen, wo er sich geistlich gerade befindet.

Mit folgenden Fragen bereiten wir uns z.B. auf einen Anbetungsabend oder ein Seminar in einer bestimmten Gruppe oder Gemeinde vor:

1. Welche alten und neuen Anbetungslieder sind vor Ort bekannt?

2. Werden importierten Lieder werden lieber in deutscher Sprache gesungen?

3. Welche Fragen gibt es zum Thema Anbetung?

Weil Monotonie Anbetung behindern und töten kann, lieben wir z.B. eine Bandbreite von

- alten bis hin zu ganz neuen Liedern

- ruhigen Momenten bis zu lauten und lebhaften Höhepunkten

- Zeiten der Stille und des lauten Gebets Einzelner

Gemeinsam beten wir vorher für die Anbetungsveranstaltungen und bitten Gott um seine spürbare Gegenwart, um das Wirken des Heiligen Geistes und darum, dass der gekreuzigte und auferstandene Jesus Christus in den Mittelpunkt gerückt wird.

Der Name HeartSong ist für uns Programm. Wir möchten unserem Gott Lieder singen und damit sein Herz berühren. In unseren Anbetungsseminaren gehen wir anhand biblischer Aussagen auf die Frage ein, was ehrliche Anbetung von Herz zu Herz bedeutet und wie wir sie immer tiefer praktizieren können. Dabei geht es auch um technische Hilfen, um die Gesetze der Musik in der Anbetungsleitung, um vermeidbare Fehler, um die Frage, wie aus einem bloßen Absingen bekannter Anbetungslieder eine fließende Zeit der Anbetung werden kann, mit sinnvollen Liedübergängen und Wiederholungen. Immer wieder aber betonen wir, dass Anbetung vor allem gelebt werden muss.

Wo könnte man dies besser lernen als in der eigenen Familie. Claudia und ich beendeten unsere Stammhalter-Produktion, nachdem auch das vierte Kind ein Junge war. Sechs Personen in einem Haushalt schienen uns Herausforderung genug. Der Älteste, Matthias, ist inzwischen 18, Oliver 16, Christopher 15 und Raphael 12 Jahre alt.

Jeden Samstag, nach dem einzigen, gemeinsamen Frühstück der Woche, haben wir "Familienzeit“ - für jeden absolut freiwillig, versteht sich. Mit Klavier, Gitarre, Cajon, Djembe, Schellenkranz und Gesang loben wir Gott und erleben seine Gegenwart. Dann beten wir füreinander, für andere Personen, für das Eingreifen Gottes in schwierigen Situationen. Diese Zeiten gemeinsamer Anbetung prägen unser Familienleben. Claudia und ich beten möglichst täglich miteinander. Nach dem unbegreiflichen Wunder der Wiederherstellung unsere Ehe wollen wir uns nie wieder auseinander bringen lassen.

Eigentlich ist HeartSong irgendwie auch aus unseren Familienfreizeiten entstanden. Von Anfang an war Matthias dabei, später auch Oliver. Zusammen mit zwei anderen Anbetungsbegeisterten unserer Gemeinde, Christina und Juliane, machten wir im Herbst 2002 unseren ersten Worship-Outreach. Zwei weitere Sängerinnen, Birte und Julia, kamen dazu. Christopher ist mittlerweile für die Bedienung unseres Beamers (Liedtexte) zuständig.

Wir brennen darauf, neue Abenteuer mit Gott zu erleben!

Hartmut Nitsch

23.05.2004