Als 1983 unsere zweite LP/MC "Revive Us" erschien, ergab sich das Problem, die immer zahlreicher werdenden Kartons mit ihrem ebenso fragilen wie wertvollen Inhalt schützen zu müssen. Da die Zahl der Flightcases und Racks im Band-bestand sowieso stieg, lag es nahe, die LPs und MCs nebst Kasse und Schreibblock und Stift ebenfalls in ein Flightcase zu verpacken. Bauen lassen verbot sich aus Kostengründen, also bestellte man die Hardware (Profile, Ecken, Griffe, Nieten) bei Musik Produktiv in Ibbenbüren und kaufte Holz und Farbe im heimischen Baumarkt.
Farbe? Ja, die LP und ihre "Farbspielerei" legte nahe, das Flightcase in weiß zu streichen. Das war zwar keine besonders roadtaugliche Farbe, aber die Argumente pro Weiß waren bedeutsam. Zu LP und MC gab es übrigens auch noch einen passenden Aufkleber, von denen einer bis zum heutigen Tag das Case ziert, wie diese Fotos zeigen.
Die LPs standen in ihren Kartons (wenn ich es richtig erinnere je 20 LPs) unterhalb der Lade, waren so also bestens geschützt und man konnte relativ einfach die vorhandenen Bestände ermitteln. In der Lade befanden sich die aktuell für den Verkauf benötigten MusiCasetten sowie eine Kasse und sonstiger "Krimskrams" wie Schreibutensilien. Die Lade war selbstverständlich ebenfalls in weißer Farbe gestrichen und hatte auch keinen grauen Filzboden.
Aus der heutigen Sicht sind solche Marketing- oder Merch-Aktivitäten vollkommen normal, aber vor knapp 40 Jahren dachte kaum eine Band an solcherlei Dinge. Damaris Joy war die erste Band der Szene, die den Plattenverkauf in Sachen Logistik und Präsentation aufwertete. Später kamen neben den eigenen LPs und MCs auch Fremdprodukte dazu, denn ein "Plattentisch" mit viel Auswahl war seinerzeit eine lukrative Angelegenheit. Da wurde ordentlich was verkauft und das Geld konnten wir alle immer gut gebrauchen. Musik ist ein teures Instrument
;-)
Das "Platten-Case", wie wir es nannten, ging 1989 nach dem Ende der Band in den Besitz von Cheerful Message über und stand nach deren Ende viele Jahre unbenutzt in einem Lagerraum. Dann wurde es für 50,- DM von seinem Erbauer zurück erworben und für neue Aufgaben aufgearbeitet. Seit einigen Jahren wird das Flightcase zum Transport von Kabeln (NF, LS, Strom) und Tontechnik-Zubehör benutzt und verfügt über drei abgetrennte Abteile unterhalb der Lade.
"Schön" sieht die weiße Farbe nach all den Jahren intensiver Nutzung nicht mehr aus, aber welches Case kann das nach 40 Jahren von sich behaupten? Die Rollen sind natürlich keine "Originale" mehr, aber sonst musste an der Hardware noch nichts ersetzt werden. Das Case wird bei Beschallungen eingesetzt und dient während der Woche sozusagen als Kabellager. |
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