Eternity - auf Wiederhören nach 24 Jahren

"Eternity" - da kann man googeln, was man will, man findet nur einen knappen Rückblick von Hans-Martin Wahler. Sonst nichts! Also hier eine kleine Erinnerung meinerseits nach fast 25 Jahren: "Eternity" war in den 80ern des letzten Jahrhunderts eine christliche Combo aus dem frommen Siegerland. Ihr Erstlingswerk war eine der ersten Rockscheiben überhaupt, die ich damals gehört habe. "Scheibe" stimmt auch nicht ganz: meine ersten Berührungspunkte mit anständiger christlicher Musik fand in der Stadtbibliothek Siegen, die zunächst Kassetten, später CDs im Verleih hatte, statt. Neben den anderen Klassikern (Keith Green, Damaris' Joy, Avocado, Werner Hucks) gab es dort eben auch die Debut-LP von Eternity aus dem Jahr 1984 - auf Kassette.

Warum ich das erzähle? Mein Bruder Peter (vielen Dank!) hat netterweise die Platte (die ich einige Jahre später als Restposten in der Buchhandlung Schneider ergattert habe, als die CD ihren Siegeszug antrat) digitalisiert. Und seitdem läuft die Musik fast pausenlos auf meinem Rechner. Viele Texte kann ich noch auswendig!

Wahnsinn! Echtes Schlagzeug, geile Gitarren, groovender Basse (Produzent: Helmut Jost). Das Ding ist ungebügelt, straight, rauh und roh. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine andere deutsche Band ähnlich ehrliche Texte hatte. Kein Reimschema, kein gehobener Sprachstil, teilweise durchsetzt von frommen Floskeln ("Wo nimmst du deinen Platz ein?"; "Wem folgen wir nach?"), aber grundehrlich. Wenn ich mir anschaue, dass es heutzutage häufig reicht, schön auszusehen und ein wenig singen zu können, schon ist man ein christlicher Star - die Texte lässt man sich schreiben, die Melodien bestellt man. Die Jungs hier haben herausposaunt, was sie beschäftigte. Unglaublich das Lied "An Lindi" für Udo Lindenberg:

"Wenn du irgendwann in die Kiste gehst und jemand fragt dich: wofür war dein Leben gut? Dann wär's absolute Sahne, wenn du sagen könntest: jeder Tag in meinem Leben hat gelohnt. Und ich stell mir vor, wie tierisch das wär', wenn die Typen, die so auf dich stehen, aus deinem Munde hören könnten, wie scharf das ist, mit einem lebenden Gott in Verbindung zu steh'n, [...] dann wär die Panik, die du machst kein laues Lüftchen mehr, sondern echte wahre Revolution."

Die Band (Matthias Gräb: Bass / Volker Nies: Gitarre, Gesang / Boris Becker: Drums / Achim Müller: Keyboard / Jochen Menges: Gitarre / Karsten Naujoks: Keyboard) war einfach ziemlich authentisch. Leider war die zweite Eternity-Platte nicht ganz so toll - die englischen Texte rissen einen nicht vom Hocker, der Drumcomputer ließ Lebendigkeit vermissen. Aber die erste hier - die gefällt mir. Es wird Zeit, dass mal jemand die Klassiker der christlichen Rockmusik neu auflegt (Damaris Joy, Theophiles)!

Ulrich Müller

15.01.2008