Die Vorgeschichte
Damaris Joy ist - wenn man so will - die Symbiose aus zwei Bands. Auf der einen Seite hatten die Jost-Brüder eine Band im heimischen Niederdielfen namens "Gospeltrane" (die Schreibweise hätte eigentlich "Gospel Trane" sein sollen, da der Name von einem Jazz-Stück von Alice Coltrane aus dem Jahre 1967 oder 1968 stammt) und die Wahler-Brüder auf der Gospelband Sunshine in Neukirchen-Salchendorf, ca. 1974Siegener Seite eine Band namens "Gospelband Sunshine" (siehe Bild), in deren späteren säkularen Phase auch Ralf Freudenberg als Gitarrist mitwirkte.

Genau in diesem Umbruch (dem Wechsel von der "Gospelband Sunshine" zu "Sunshine") wurde Hans-Martin Wahler sozusagen "arbeitslos" und trat hier und da mit der akustischen Gitarre als Solist auf. Das war aber irgendwie ziemlich langweilig, und da Helmut Jost und Andy Braach immer wieder mal bei der "Gospelband Sunshine" bläsermäßig aktiv waren, lag der Gedanke nahe, der Niederdielfener Band neue Impulse zu geben. Dass es diese enge Zusammenarbeit der beiden Bands gegeben hat, hing schlicht und einfach mit der "Penne" zusammen. Am "Städtischen Gymnasium Siegen Am Löhrtor" (Insider nannten den Laden auch "Städtischer Saustall am Maleurtor"...) liefen die Fäden zusammen bzw. dort wurden sie geknüpft.

Nicht nur wir mussten den Umgang mit der "neuen" Musik und Kultur lernen, auch unser Umfeld brauchte Orientierung. Aus heutiger Sicht wirkt der nachfolgende Text eher amüsant, aber in 1973 war das tatsächlich ernst gemeint und wir haben sogar unter diesen Bedingungen spielen können…

"Arbeitsunterlagen für die geistliche Zurüstung und praktische Schulung von CVJM-Mitarbeitern aus Anlaß der  h a p p y  d a y s  1973. Herausgeber: Bundeswart Pastor Klaus-Jürgen Diehl, 5600 Wuppertal 2, Bundeshöhe 6. (…) Zu den Bands: Liste wird der Westbund herausgeben. Es ist darauf zu achten, daß die Bands nicht ins kommerzialistische Fahrwasser geraten. Bitte keine Honorare zahlen, wohl Unkosten (Reise, Abnutzung der Geräte) ersetzen. Aufbau und Einstimmung der Band muß vor dem Beginn der Veranstaltung erfolgt sein, da sich das sonst sehr störend auswirkt. Vor der Veranstaltung sich mit den Band-Mitgliedern Zeit nehmen für eine Gebetsgemeinschaft. Bevorzugt werden sollten verständliche Texte mit klarer geistlicher Aussage. Es wäre zu begrüßen, wenn für die Jugendwoche ein Liedblatt herausgegeben würde. Neue Lieder könnten gemeinsam mit der Band eingeübt werden. Lautstärke sollte so reguliert sein, daß die Texte verstehbar bleiben. Gut ist, wenn Band-Mitglieder Songtexte erläutern und auch ein persönliches Zeugnis ablegen (nur nicht floskelhaft!). Bei der zeitlichen Einteilung der Veranstaltung darauf achten, daß die Band nicht dominiert (ein Evangelisationsabend ist kein Konzert). Die Band könnte zu Beginn ca. eine Viertelstunde spielen und sollte während des offiziellen Programms nicht mehr als 3 bis 4 Songs vortragen. (…)"

Nachfolgend ein paar Fotos vom Auftritt der "Gospelband Sunshine" am 31.10.1973 beim Reformations-Schulgottesdienst in der Schulaula des Gymnasium "Am Löhrtor", besser bekannt als "Bühne der Stadt Siegen". Man spielte seinerzeit auf der Vorbühne vor (!) dem Vorhang, aber immerhin...

Gospelband Sunshine, 31.10.1973
"Kalle" Söhngen "Fitty" Wahler "Matze" Wiegand "Hardy" Wahler "Hemi" Jost
Von links nach rechts:

Karl-Heinz Söhngen, drums
Karl-Friedrich Wahler, keyboards + guitar
Matthias Wiegand, guitar + bluesharp + vocals
Hans-Martin Wahler, bass
Helmut Jost, trumpet

Die "Gospelband Sunshine" trat 1971 zum ersten Mal öffentlich auf, über ähnliche Ereignisse auf der Seite von "Gospeltrane" existieren leider keine Aufzeichnungen oder Bilder mehr. Der Unterschied der beiden Bands war, dass "Gospeltrane" eigentlich gar keine "Band" war. Auf dem Dorf war Schlagzeug verpönt, also sang man (und frau). Chronologisch gesehen wurde 1975 aus der erweiterten Band "Gospeltrane" dann "Damaris Joy", wobei es noch bis 1977 dauerte, bis die Positionen Schlagzeug und Keyboards erstmals besetzt wurden. Bis dahin spielte man, wie es heute so schön heißt, unplugged!

Was den Namen "Damaris Joy" anbelangt, haben wir immer gerne zugegeben, dass der Name "geklaut" ist. Irgendwann Anfang der 70-er Jahre gab es mal eine Geburtsanzeige von einem Mädel, das genau diesen Namen erhalten hat. Persönlich kennengelernt haben wir sie leider nie. Auf der anderen Seite hat es dann später eine Menge Mädels gegeben, die den Namen Damaris erhielten. Offensichtlich gefiel vielen jungen Eltern der Name der Band oder sie wollten damit ein Stück Verbundenheit mit dem signalisieren, wofür die Band stand.

Als sich "Sunshine" Ende der 70-er Jahre auflöste, wurden Karl-Friedrich Wahler und Ralf Freudenberg dann auch "offiziell" Mitglieder der Band Damaris Joy, bei der es einen Personal- und Instrumentenwechsel gab. Keyboarder und Saxofonist Tobias Becker und Schlagzeuger Tillmann Krebs verließen Anfang 1979 die Band, Helmut Jost widmete sich verstärkt dem Bass-Spielen, Hans-Martin Wahler übernahm die Rolle des Keyboarders, Andy Braach kaufte sich ein Schlagzeug (gebraucht und äußerst günstig natürlich - Andy trug seinen Spitznamen "Onkel Dagobert" schließlich mit Stolz...!), spielte aber fortan neben der Posaune vor allem Congas.

Und weil die beiden Stellen der Gitarristen durch Frieder Jost und Pit Naujoks schon besetzt waren, wurde Karl-Friedrich Wahler einfach zum Schlagzeuger bestimmt (er spielte bei "Sunshine" Leadgitarre) und Ralf Freudenberg hängte seine teure Ovation E-Gitarre an den berühmten Nagel und widmete sich fortan den Knöpfen der ständig wachsenden (besser: wuchernden) Tontechnik, die Martin Müller langsam abgeben wollte, zwecks Wechsel zu "Eternity" (kleine Aufbauhilfe, sozusagen...). In dieser (etwas verrückten) Phase war Damaris Joy zeitweilig sogar mit vier Technikern unterwegs...

Ein ziemlich kunterbuntes Hin und Her also, aber damit wurden dann definitiv die Weichen gestellt für die nächsten Jahre. Einige Jahre später übernahm Andy Braach die Rolle des Drummers und Karl-Friedrich Wahler spielte Keyboards (eigentlich hat er ja Kontrabass studiert...), aber so "schlimm" wie 1979 war dies dann nicht mehr...